Um als Unternehmen kompetitiv zu bleiben ist es essenziell junge Talente die Diversität und Know-How in das Unternehmen bringen zu akquirieren. Die jüngste Generation am Arbeitsmarkt bilden die sogenannten Milennials (auch genannt Generation Y, zwischen 1980 und 1998 geboren) und zum Teil auch schon die Generation Z (geboren zwischen 1995 und 2010). Sie ersetzen die langsam aus der Arbeitswelt scheidende Generation der Baby Boomer (geboren zwischen 1946 und 1964) und stellen noch nie da gewesene Anforderungen an den Arbeitgeber, die nicht nur zuletzt durch die Covid-19 Pandemie verdeutlicht wurden.
Baby Boomer haben im Gegensatz zu den Millenials ein eher klassisches Job-Bild. Häufige Wechsel in verschiedene Unternehmen sind eher unüblich, ein sicherer Job und Gehalt sind ihnen wichtig. Millenials hingegen sind dafür bekannt besonders zu Beginn ihrer Karriere öfter das Unternehmen zu wechseln. Zusätzlich schätzen sie unter anderem eine gute Work-Life Balance oder, besonders seit den Pandiemiejahren, die Möglichkeit von Zuhause aus bzw. Remote arbeiten zu können.
Diese Eigenschaften sind nicht die einzigen, die die neue Generation im Arbeitsleben erwartet. Die Schlüsselthemen in Bezug auf ihre Arbeit bilden größtenteils Wachstumsmöglichkeiten, Vergütung, Anerkennung, Beförderungen, Unterstützung der Vorgesetzten, Flexibilität, und das Arbeitsumfeld. In diesem Artikel sollen die wichtigsten Themen aufgezeigt und beschrieben werden um Arbeitgebern oder Beschäftigten im Bereich Human Resources einen Überblick zu geben, was bei der Suche nach jungen Fachkräften zu beachten ist.
Work-Life Balance
Die neue Generation hat meist einen höheren Ausbildungsgrad als die vorigen und dadurch hat sie auch eine bessere Verhandlungsposition um die Bedingungen des zukünftigen Jobs zu definieren. Diese Bedingungen stehen ganz klar im Zeichen von making a life anstatt making a living. Diese Philosophie meint, dass sie nicht einer Arbeit nachgehen um Geld zu verdienen, oder um sich rein ein Leben zu ermöglichen, also sich Essen oder Miete leisten zu können. Viel mehr gehen sie arbeiten um zufrieden mit dem Leben zu werden und diesem einen Sinn zu geben. Die Arbeit geht also mit dem Leben einher und nicht das Leben mit der Arbeit.
Eine Umfrage des Corporate Leadership Council aus dem Jahr 2005 hat ausserdem ergeben, dass für die Millenials signifikante Ereignisse wie der 11. September die Prioritäten neu gesetzt haben und sie ihr persönliches Leben nun deutlich höher priorisieren.
Schneller Aufstieg und Bezahlung
Millenials haben wenig Geduld in einem Unternehmen längerfristig ohne signifikante Gehaltserhöhungen oder Beförderungen zu bleiben. Tamara Ericksen schrieb in einem Artikel aus dem Jahr 2009, dass sich Millenials bereits nach sechs Monaten in einem Unternehmen die Frage stellen, warum sie noch nicht befördert wurden. Sie versuchen in einem Unternehmen so viel wie möglich zu lernen und mitzunehmen. Falls sie dort nach relativ kurzer Zeit keine Chance auf eine Promotion wittern, wechseln sie zu einem Unternehmen, welches bessere Voraussetzungen dafür liefert.
Interessanterweise möchten Millenials diesen beruflichen Aufstieg möglichst ohne großen Aufwand erzielen, so die Umfrage des Corporate Leadership Council. Ihnen wird entsprechend oft vorgeworfen keine Arbeitsmoral an den Tag zu legen und sich großen Erfolg zu versprechen ohne die entsprechende Arbeit zu leisten. Millenials entgegnen diesem Vorwurf meist mit dem Argument, sich nicht mehr bedingungslos für die Arbeit aufopfern zu wollen, und dass Erfolge auch mit weniger Aufwand erzielbar sein müssen.
Bedeutungsvolle Arbeit
Ein Gehaltszettel als Entschädigung für die harte Arbeit reicht längst nicht mehr. Millenials möchten einer Arbeit nachgehen, die von Bedeutung zu sein scheint und ihnen auch im (privaten) Leben einen Sinn geben kann. Die Werte und Leitbilder der Unternehmen müssen mit den persönlichen einhergehen. Unternehmen die ihre soziale und ökologische Verantwortung ernst nehmen und einen entsprechenden Ruf haben, sind auch attraktiv für junge Talente. Laut einem Bericht der Beratungsagentur PricewaterhouseCooper bevorzugen 88% der Millenials einen Arbeitgeber, der ihre sozialen Werte teilt. Ebenso würden 86% der Befragten ihren Job kündigen, würden sie erfahren, dass sich die Werte des Arbeitgebers von den eigenen unterscheiden.
Dazu soll die Arbeit selbst herausfordernd und möglichst abwechslungsreich sein. Sie schrecken nicht davor zurück, sich neuen Themen oder Berufsfeldern zu widmen, die über ihre Grundausbildung hinausgehen und lassen sich dazu kontinuierlich fortbilden. Hier müssen von den Vorgesetzten entsprechende Möglichkeiten geschaffen werden.
Millenials sind außerdem bereit International und an verschiedenen Standorten zu arbeiten nicht zuletzt um von diesen Erfahrungen zu lernen und ihren Horizont zu erweitern.
Förderndes Arbeitsumfeld
Millenials möchten von ihren Kollegen und Vorgesetzten lernen. Sie schätzen den sozialen Aspekt im Büro und schließen dort sogar Freundschaften. Gemeinsame Aktivitäten mit den Kollegen sind längst keine Seltenheit mehr. Die Vorgesetzten sollen die Rolle des Mentors übernehmen, die die Millenials in allen Aspekten führen und motivieren sollen. Von den Vorgesetzten wird auch konstante konstruktive Kritik und Feedback verlangt. Nach (guter) Bezahlung ist die Manager Qualität die Top Priorität für Millenials bei der Wahl des Jobs, laut dem Corporate Leadership Council.
Abschließend lässt sich sagen, dass sich die Werte die den Arbeitsplatz bis jetzt regiert haben mit der neuen Generation grundlegend ändern werden. Harte Arbeit, Respekt vor Autoritäten, und Loyalität zum Unternehmen werden durch flexible Arbeitseinteilung, freundschaftliche Kollegen- und Vorgesetztenbeziehungen, und Job-Hopping, also das häufige Wechseln des Arbeitgebers, ersetzt. Unternehmen sind demnach angehalten eine Kultur zu schaffen, die den Ansprüchen der Millenials und anderen nachfolgenden Generationen entspricht. Sollte ihnen dies nicht gelingen werden sie in Zukunft enorme Schwierigkeiten haben, junge Arbeitskräfte und Talente zu finden.
Referenzen
Corporate Leadership Council (2005). HR considerations for engaging Generation Y employees. Washington, DC: Corporate Executive Board
Erickson, T. J. (2009). Gen Y in the workforce: How I learned to love Millennials and stop worrying about what they are doing with their iPhones. Harvard Business Review, February 2009
Greening, D. W., & Turban, D. W. (2000). Corporate social performance as a competitive advantage in attracting a quality workforce. Business and Society, 39, 254–280.
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Price Waterhouse Cooper Consulting, (2008). “Managing Tomorrow’s People: Millennials at Work Perspectives From a New Generation.”
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